5 Sterne Deluxe

Seitdem es Road Racing im Rahmen der IRRC gibt, findet der letzte Lauf der Saison traditionell im sächsischen Frohburg statt. Rechnet man die vorangegangenen Jahre des 3-Landen-Cup mit ein, kämpften die Piloten 2014 hier nunmehr zum 12. Mal um die letzten Punkte in der Meisterschaft. Natürlich ist das letzte Rennen des Jahres immer etwas Besonderes. Die Stimmung und das Drumherum in Frohburg machen die Veranstaltung aber jedes Mal zu einem absoluten Highlight. Das durfte ich bereits 2006 als Teammitglied sowie 2010 als Beifahrer in der Int. Sidecar Trophy erleben. Der Enthusiasmus und die Faszination für den Motorsport sind hier bei den Fans einfach absolut außergewöhnlich.

Auch in diesem Jahr schickte sich das Rennwochenende in Frohburg wieder an, der Saison einen gebührenden Abschluss zu bescheren. Sowohl in der IRRC Supersport als auch bei den Superbikes sollte die Meisterschaftsentscheidung erst hier fallen, in allen Klassen war das Starterfelder prall gefüllt und mit dem elffachen TT-Sieger Michael Dunlop hatte sich sogar der aktuell erfolgreichste Road Racer als Gaststarter angekündigt. Doch alles ganz von vorne.

Dass das Finale in Frohburg wieder ein besonderes werden würde, stand also schon im Vorfeld fest. Aber auch mein letzter Besuch im Jahr 2010 war mir noch lebhaft in Erinnerung. Allerdings waren es damals ein Motorschaden und das mehr als miese Wetter mit Dauerregen und Temperaturen um die zehn Grad, die das Wochenende zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Und auch dieses Mal empfing Frohburg seine Besucher mit nassgrauem Wetter und unwirtlichen Temperaturen. Glücklicherweise verwandelte sich der Regen aber schon im Verlauf des Freitags zu einem leichten Nieseln. Da sich in ein Großteil des provisorischen Fahrerlagers in einem Gewerbegebiet und daher entlang befestigter Straßen befindet, war der Regen der vorangegangenen Tage aber kein wirkliches Problem. Im Gegenteil.

Vor allem die Strecke selbst hatte das Wasser mehr als nötig. Da die Gegend von der Landwirtschaft geprägt wird und der Straßenkurs entlang der für den Osten Deutschlands typischen, riesigen Felder verläuft, war die Strecke durch Land- und Erntemaschinen stark verschmutzt. Zwar hatten im Vorfeld Helfer der Freiwilligen Feuerwehr die ganze Strecke gekehrt, doch auch am Freitag vor dem Rennwochenende waren noch mehrere Fahrzeuge im Einsatz, um die Strecke zu reinigen.

 

Mit DDR-Technik im Einsatz für den Rennsport: Feuerwehr W50 bei der Reinigung des Frohburger Dreiecks

DDR-Technik im Einsatz für den Rennsport: Feuerwehr W50 bei der Reinigung auf Start/Ziel des Frohburger Dreiecks

 

Samstag

Schmutz und Wasser waren bei den Fahrern zwar auch Samstagmorgen noch ein Thema, aber vor allem die Nässe sollte sich im Verlauf des Vormittags sprichwörtlich in Luft auflösen. Pünktlich zum Start des ersten Trainings kämpfte sich die Sonne durch die Wolken und trocknete bis zum Mittag nicht nur die gesamte Strecke, sondern deutete das erste Mal an, was für ein grandioses Wochenende bevorstand.

 

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Anfangs noch zaghaft, setzte sich die Sonne schnell durch und sorgte für ein spätsommerliches Wochenende

 

Noch mussten aber alle Klassen in ihren ersten Trainings mit den widrigen Streckenverhältnissen vorliebnehmen. Neben den Läufen zur IRRC wurden in Frohburg auch das Finale des KTM Superduke Battle ausgetragen sowie Rennen zur International Sidecar Trophy, zur Klassik Zweitakt Trophy und in der Klasse SSP und SBK Open gestartet. Vor allem die letztgenannten waren für einige IRRC´ler von Bedeutung, denn hier konnte nochmals etwas extra Trainingserfahrung gesammelt und vielleicht ein Vorteil gegenüber der Konkurrenz im Kampf um den Titel herausgefahren werden. Und so war es auch Joey den Besten, der sich am frühen Samstagmorgen seine Rookie-Weste überstreifte und trotz der suboptimalen Streckenverhältnissen das komplette Supersport Open Training nutzte, um die für Ihn neue Strecke zu lernen. Marek Červený, der mit nur einem Punkt Rückstand auf den Meisterschaftsführenden nach Frohburg gereist war, verließ sich auf seine schon vorhandene Streckenkenntnis und überließ das Trockenfahren der Strecke dem Rest. Auch der dritte Titelkandidat, Timothy Baken, ging bei den nasskalten Bedingungen nicht auf die Strecke.

 

Auch Joey den Besten (#65) und Marcel Zuurbier nutzen den noch nassen Samstagmorgen, um sich mit dem Frohburger Dreieck vertraut zu machen

Auch Marcel Zuurbier (#21) und Joey den Besten (#65) nutzen den noch nassen Samstagmorgen, um sich mit dem Frohburger Dreieck vertraut zu machen

 

Das Training zur Superbike Open wurde ebenfalls von einem Titelkandidaten der IRRC geprägt. Hier war es Johan Fredriks, der jeden Trainingsmöglichkeit nutzte, um seine geringen Titelchancen zu verbessern. Denn mit 40 Punkten Rückstand auf den Serienmeister Didier Grams waren die Wahrscheinlichkeit, dass er die Meisterschaft nach Holland holt, eigentlich nur noch mathematischer Natur. Doch er zeigte schon im ersten Training, dass er die Titel noch nicht abgeschrieben hatte und brannte bei sehr wechselhaften Streckenbedingungen eine 1,49er Zeiten in den sächsischen Asphalt. Das ist zwar alles andere als rekordverdächtig, er fuhr damit aber auf der teilweise nassen Strecke fast neun Sekunden schneller als der versammelte Rest des Feldes.

 

Training 1 IRRC SSP und SBK

Ab dem ersten IRRC SSP Training hatte dann der Spätsommer die Veranstaltung fest im Griff. Doch die Sonne war nicht die einzige, die sich mächtig ins Zeug legte. Mit Manou Antweiler war es wieder einmal ein Gasstarter, der in den IRRC Supersportlern dominieren sollte. Hatte er es am Morgen noch verhalten angehen lassen, zündete der R6-Cup und IDM-Supersport-Pilot auf der ehemaligen Fröhlich-MV nun den Nachbrenner und kontrollierte das Feld nach Belieben. Dahinter folgten auf Platz 2 und 3 die beiden Titelaspiranten Timothy Baken und Marek Červený. Joey den Besten fuhr auf den vorläufigen neunten Platz.

Bei den Superbikes gab von Beginn an Lokalmatador Didier Grams den Ton an. Bei nun fast optimalen Bedingungen fuhr er schon im ersten Training niedrige 1:37er Zeiten und verwies seinen Meisterschaftskonkurrenten Johan Frederiks auf Platz zwei. Die drittschnellste Trainingszeit sicherte sich bei nur 3 gefahrenen Runden der SSP und SBK Doppelstarter Thomas Kreutz. Michael Dunlop – der wohl von allen am meisten beachtete Fahrer des Wochenendes – ließ es zu diesem Zeitpunkt noch etwas verhalten angehen und fuhr mit gut 5,3 Sekunden Rückstand nur die sechstbeste Zeit.

 

Drei Runden, drittbeste Zeit. Thomas Kreutz fand im Training schnell eine gute Linie

Drei Runden, drittbeste Zeit. Thomas Kreutz fand im Training schnell eine gute Linie

 

Qualifying

Bereits am Samstagnachmittag zeigt sich der ganze Charme, der die Veranstaltungen in Frohburg so einzigartig macht. Schon während der Abschluss-Trainings waren die Tribünen und Zuschauerbereiche gut besucht. Die Motorsportfans strömten durchs Fahrerlager, machten Fotos von den Maschinen und mit den Fahrern und viele der Starter mussten schon jetzt fleißig Autogramme schreiben. Natürlich war vor allem rund um das Zelt des Penz13.com Teams mit den Gaststartern Dan Kruger aus Kanada und dem TT-Star Michael Dunlop immer der größte Trubel. Doch auch der tschechische Road Racing Star Michal „Indy“ Dokoupil war ein gefragter Mann bei den Autogrammjägern.

Und Indy spielte im Qualifying auch auf der Strecke eine Hauptrolle. Bei den Trainings am Vormittag war er noch nicht weiter aufgefallen, doch jetzt war er sowohl in der SSP Open, als auch in der IRRC Supersport ganz vorne bei der Musik. Zwar führte auch ihn kein Weg an Manou Antweiler vorbei, doch es reichte in beiden Klassen für den zweiten Startplatz. Und auch der Frohburg Newcomer Joey den Besten hatte eine schnelle Linie gefunden und komplettierte die erste Startreihe der SSP Open. Leider machte ihm im Abschlusstraining zur IRRC Supersport der Fehlerteufel einen Strich durch die Rechnung und er musste bereits in der zweiten Runde mit einem gebrochenen Schalthebel zurück an die Box. Die bis dahin gefahrene 1:45,779 war fast zweieinhalb Sekunden langsamer als seine Bestzeit aus dem vorangegangen SSP Open Qualifying und reichte nur für den fünfzehnten Startplatz. Keine wirklich guten Voraussetzungen für den Kampf um den Titel. Und sein größter Konkurrent Marek Červený hatte zeitgleich wirklich alles richtig gemacht. Der gewiefte Tscheche hatte sich gegen Ende des Qualifyings an Manou Antweiler gehängt und sich kurz vor Schluss noch zu einer hohen 1:41er Zeit und so auf den dritten Startplatz ziehen lassen.

 

Geschickter Schazug: Marek Červený (#345) ließ sich von Manou Antweiler (#417) auf Startplatz 2 ziehen

Geschickter Schachzug: Marek Červený (#345) ließ sich von Manou Antweiler (#417) auf Startplatz 2 ziehen

 

Platz 4 sicherte sich der in Frohburg immer starke Marc Bornhäusser vor Thomas Kreutz und Timothy Baken auf Platz 6. Der junge Belgier war gut eine Sekunde langsamer als Marek Červený und ging aufgrund seiner geringen Titelchance wohl nicht mehr volles Risiko. Auf Platz 7 folgte Racing Urgestein Andreas Brandt vor Chris Spiecker und Anders Blacha aus Dänemark. Die Top Ten komplettierte Henrik Voit, der nicht nur für den MSC Frohburger Dreieck ab den Start ging, sondern nach seinem Sturz und der Knieverletzung in Horice an seine guten Leistungen anknüpfen konnte.

In der IRRC Superbike sowie in der Superbike Open waren es Didier Grams, der in beiden Qualis die Konkurrenz und vor allem Johan Fredriks auf Platz hinter sich halten konnte. Doch waren es im ersten IRRC Superbike Training noch Thomas Kreutz und Matti Seidel, die dem Spitzenduo mit Respektsabstand folgten, stellte nun ein gewisser Michael Dunlop seine BMW jeweils auf den dritten Startplatz. Während ihm im SBK Open Training noch ein gute Sekunde auf die Zeit von Fredriks fehlte, verkürzte er im IRRC Qualifying den Rückstand auf nur noch 0,187 Sekunden. Zwischen Grams und Fredriks klaffte zwar immer noch ein Lücke von einer knappen Sekunde. Für seine Bestzeit von 1:35,465 hatte Grams kurz vor Trainingsende aber noch einmal einen frischen Hinterreifen aufziehen lassen. Für die Rennen war unter den ersten Drei also alles offen. Startplatz 4 ging in beiden Superbikeklassen an Matti Seidel, Thomas Kreutz schnappte sich Position 5. Damit waren die ersten 5 Plätze in der IRRC Superbike motorradseitig fest in bayrischer Hand. Erst die Plätze sechs (Jochem van den Hoek/Yamaha) und sieben (Ales Nechvatal/Honda) unterbrachen die BMW-Phalanx. Bis Platz 10 folgten dann aber wieder Kräder aus Bavaria.

 

Best of the rest: Matti Seidel parkte seine BMW in den Superbike-Klassen jeweils auf dem vierten Startplatz

Best of the rest: Matti Seidel parkte seine BMW in den Superbike-Klassen jeweils auf dem vierten Startplatz

 

Schaulaufen

Neben den Trainings fanden am Samstag dann auch noch die ersten beiden Rennen in den Open-Klassen statt. Zur allgemeinen Überraschung wurde das Supersport-Rennen aber nicht zum Schaulaufen des Manou Antweiler. In den Trainingssitzungen hat es zwar schwer nach einem direkt Durchmarsch ausgesehen, doch der im Qualifying erstarkte Michal Dokoupil machte es dem jungen Lüneburger alles andere als leicht. Dokoupil kam in Führung liegend aus der ersten Runde zurück und hatte seinen Landsmann Marek Červený auf Platz zwei im Schlepptau. Doch Antweiler folgte nur mit geringem Abstand und fuhr schon jetzt mit dem Messer zwischen den Zähnen. Apropos Messer: Das konnte IAMT Pilot Henrik Voit schon in Runde eins wieder einpacken. Wie schon häufiger in der Saison hatte er technische Probleme an seinem seinem Moto2-Motorrad und rollte nach dem ersten Umlauf wieder zurück in die Box.

 

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Enge Kiste: Dokoupil (#423) vor Červený (hinter Dokoupil, kaum zu sehen) und Antweiler (#417)

 

Antweiler hingegen bließ nun zur Attacke und schnappte sich in Runde drei Marek Červený und Platz zwei und ließ es auch mit dem tschechischen Indianer nicht erst zu einem spannendenden Finale kommen. Kurz noch Rennmitte übernahm er die Führung, fuhr sich einen kleinen Vorsprung heraus und verwaltete das Rennen anschließend nach Hause.

 

Sundowner

Das erste Superbike Open Rennen fand dann mit erheblicher Verspätung unter goldener Abendsonne statt. Im vorangegangen Lauf der Sidecar Trophy war es leider zu einem schwereren Unfall gekommen, sodass zwei Rettungswagen zum Transport eingesetzt werden mussten und ein Start des letzten Rennen des Tages aus Sicherheitsgründen nicht freigegeben werden konnte. Als schon niemand mehr daran glaubte und die Zuschauer sicher schon von Bier und Cocktails träumten, wurde das Rennen im letzten Sonnenlicht dann doch noch gestartet.

 

Die Sonne war schon fast verschwunden, da standen die Ampel für das SBK-Open Rennen immer noch auf Rot

Die Sonne war schon fast verschwunden, da standen die Ampeln für das SBK-Open Rennen immer noch auf Rot

 

Aber das Warten hatte sich gelohnt. Johan Fredriks unterstrich seine starke Trainingsperformance, legte einen bomben Start hin und übernahm sofort die Führung. Auch Michael Dunlop schien sich nun eingeschossen zu haben und kam auf Position 2 aus der ersten Runde zurück. Doch der Hausherr und Polesetter Didier Grams machte schon in Runde 2 klar, wohin für ihn die Reise gehen sollte und verwies Dunlop wieder auf den dritten Rang. Dahinter zeigte Jochem van den Hoek Ambitionen und hatte sich an Matti Seidel vorbei geschoben. Etwas zu ambitioniert ging dagegen Thilo Günther zu Werke. Bei einer zu gewagten Attacke auf der Bremse stürzte er Eingang Start/Ziel übers Vorderrad und riss um ein Haar den vor ihm fahrenden Kamil Holan mit ins Verderben. Holan wurde zwar von der heranrutschenden Kawa getroffen und kam von der Strecke ab, konnte einen Sturz aber vermeiden. Für Thilo Günther war da Rennen aber nach knapp zwei Runden beendet.

 

Nachtflug: Es war schon ziemlich dunkel, als Thilo Günther zu Boden ging

Nachtflug: Es war schon ziemlich dunkel, als Thilo Günther zu Boden ging

 

Sah es zu Beginn klar nach einem Dreikampf zwischen Fredriks, Grams und Dunlop aus, so musste der Ire die beiden IRRC´ler ab Rennmitte ziehen lassen. Kurz darauf wurde er auch von Matti Seidel und Jochem van den Hoek geschnappt und beendete das Rennen mit technischem Defekt vorzeitig in Runde sieben. Währenddessen liefert sich Fredriks und Grams ein packendes Duell um Platz eins. Doch gegen den fliegenden Holländer Frederiks war in der sächsischen Abendsonne kein Kraut gewachsen. Grams versuchte es noch in der letzten Kurve mit einem beherzten Manöver, trieb sein S 1000 RR quer und über das Vorderrad schiebend neben Fredriks, schaffte es aber nicht, sich vorbeizudrücken. Beide Fahrer prügelten ihr BMWs nebeneinander im Powerwheely aus der letzten Ecke und in Richtung Zielstrich, doch am Ende war es Fredriks, der mit der Kleinigkeit von 0,122 Sekunden Vorsprung vor Grams gewann. Den letzten Platz auf dem Podest sicherte sich Matti Seidel, ebenfalls auf S 1000 RR.

 

Tag der Entscheidung

Auch der Rennsonntag zeigt sich mit strahlend blauem Himmel sowie sehr angenehmen Temperaturen von seiner besten Seite. Und so strömten schon morgens um halb neun die Fans durchs Fahrerlager und auf die Tribünen, um das große IRRC Finale mitzuerleben. Noch war in beiden Klassen das letzte Wörtchen nicht gesprochen und es standen spannenden Rennen ins Haus. Bei den Superbikes hatte Johan Fredriks ja mit seinem Sieg im Open-Rennen am Vorabend gezeigt, dass er – trotz eines Rückstandes von 40 Punkten – die Meisterschaft noch nicht abgeschrieben hatte. Bei den Supersportlern waren die Bedingungen für Joey den Besten mit seinem 15 Startplatz zwar alles andere als ideal, er hatte aber mit seinem vierten Platz im 1. Lauf der Supersport Open – direkt hinter Marek Cerveny – gezeigt, dass man mit ihm auf jeden Fall rechnen musste.

Zu Beginn des ersten Rennens sah es für Joey aber alles andere als gut aus. Der Meisterschaftszweite Marek Červený setzte von Beginn an alles auf eine Karte, gewann den Start und durcheilte in Führung liegend die erste Kurve. Doch nur eine halbe Runde später zeigte der ansonsten so coole Tscheche Nerven und warf seine R6 in der Schikane auf der Gegengerade in den Dreck. Während der gesamten Saison hatte er nicht ein einziges Bodenkontakt und ausgerechnet jetzt sorgte er mit einem Sturz für die Vorentscheidung in der Meisterschaft.

Und so waren es Timothy Baken, Manou Antweiler und Michal Dokupil, die als Erste aus Runde eins zurückkehrten. Wie nach dem ersten SSP Open Lauf zu erwarten, machte Antweiler schon in Runde zwei wieder Nägel mit Köpfen, übernahm die Führung und sollte sie auch nicht wieder abgeben.

 

In Kurve eins war Marek Červený noch auf Titelkurs und die Welt noch in Ordnung

In Kurve eins war Marek Červený (#345) noch auf Titelkurs und die Welt noch in Ordnung

 

Direkt dahinter entflammte aber ein spannendes Duell um Platz zwei. Zwar wurde Timothy Baken schnell auf Platz 4 durchgereicht und konnte nicht mehr in den Kampf um die Podestplätze eingreifen, Indy Dokoupil und Thomas Kreutz kämpften dafür aber umso beherzter um den zweiten Platz auf dem Treppchen. In schöner Regelmäßigkeit bremste sich Kreutz Eingang Start/Ziel am Tschechen vorbei, musste sich Dokoupil aber bereits in Kurve eins immer wieder geschlagen geben. Am Ende reichte es für Kreutz nur für Platz 3. Timothy Baken fuhr dahinter ungefährdet auf Vier und Joey den Besten baute als solider Fünfter seinen Meisterschaftsvorsprung um weitere elf Punkte aus.

 

Auch bei der Siegerehrung sorgte der Zweikampf zwischen Dokoupil (links) und Kreutz (rechts) noch für Gesprächsstoff

Auch bei der Siegerehrung sorgte der Zweikampf zwischen Dokoupil (links) und Kreutz (rechts) noch für Gesprächsstoff

 

Auch bei den Superbikes wurde das IRRC Rennen vom Zweikampf der Titelkandidaten bestimmt. Der Polesetter und Titelverteidiger Didier Grams startete zwar gut, Frederiks übernahm aber dennoch schon in Kurve eins die Führung. Der eigentliche Gewinner des Starts war aber Jochem van den Hoek. Von Platz 6 kommenden ließ er Matti Seidel und Michael Dunlop hinter sich und bog als Dritter in die Bridgestone-Kurve Ende Start/Ziel ein. Doch bereits in der zweiten Runde stellte der schnelle Gaststarter aus Irland die Hackordnung wieder her, übernahm Position drei und versuchte die schon kleine Lücke zum Duo Fredriks/Grams wieder zuzufahren. Dunlop konnte den beiden zwar folgen, aber auch dieses Mal war gegen Grams und Fredriks kein Kraut gewachsen. Vor allem Grams ließ sich nicht beeindrucken, folgte Fredriks fast wie ein zweiter Schatten und versuchte immer wieder am Holländer vorbeizukommen. Und kurz vor Schluss war es dann soweit: In Runde neun konnte er den Meisterschaftszweiten endgültig hinter sich lassen und seine fünfte Meisterschaft mit einem Sieg einfahren.

Wie hoch das Niveau der beiden und vor allem der IRRC an sich ist, zeigte nach dem Rennen ein Blick auf die Zeitenliste. Im Ziel lagen zwischen Platz eins und drei nur 1,089 Sekunden und die Bestzeiten der ersten Drei im Bereich von gerade mal zwei Zehntel. Der Viertplatzierte Matti Seidel folgte erst mit einem Respektsabstand von knapp 17,5 Sekunden.

 

Lange Zeit konnte Johan Fredriks (#14) Didier Grams (#226) hinter sich halten

Lange Zeit konnte Johan Fredriks (#14) Didier Grams (#226) hinter sich halten

 

IRRC Supersport, die Zweite

Nachdem Manou Antweiler am Mittag auch den zweiten Supersport Open Lauf souverän gewonnen hatte, rechnete sicher keiner mehr damit, dass an diesem Wochenende noch mal ein anderer außer dem Norddeutschen ganz oben auf dem Treppchen stehen würde. Doch wieso oft kamen die Dinge anders als gedacht. Antweiler stürzte direkt nach dem Start des zweiten IRRC Supersport Rennens beim Herausbeschleunigen aus Kurve eins und hatte dabei riesiges Glück, das er nicht von einem der nachfolgenden Piloten überfahren wurde. Wie schon im ersten Rennen gewann Marek Cerveny den Start, musste sich aber schon in Runde eins den Attacken von Timothy Baken erwehren.

 

Da gab es noch Küsschen für den Sieg: nach drei Supersport Siegen ging Manou Antweiler leider im 2. IRRC Lauf zu Boden

Da gab es noch Küsschen: nach drei Supersport Siegen ging Manou Antweiler leider im 2. IRRC Lauf zu Boden

 

Der pfeilschnelle Belgier ließ dann auch ab dem zweiten Umlauf nichts mehr anbrennen, übernahm endgültig die Führung und fuhr das Rennen ungefährdet nach Hause. Auch Červený auf Platz zwei fuhr von da an ein ruhiges Rennen. Für Action innerhalb der Top Ten sorgte dagegen Thomas Kreutz. Der Doppelstarter vom Team 2WAM Racing by Fastbike Magazin hatte beim Start etwas an Boden verloren, begann aber direkt die Aufholjagd und arbeitete sich wieder nach vorne. Nachdem er in den vorangegangenen Runden Anders Blacha und Marc Bornhäusser auf die Plätze verwiesen hatte, schnappte er sich in Runde 7 eingangs der letzten Kurve auch noch Joey den Besten und den letzten Platz auf dem Podest. Da Joey auch die dreizehn Punkte für Platz 4 locker reichten, um sich den Gesamtsieg in der Meisterschaft zu sichern, ließ sich das aber sicher verschmerzen.

 

Versöhnliches Ende: Timothy Baken. der sicher beste IRRC SSP Pilot 2014, wurde zwar nicht Titel, gewann aber vor Marek Červený und Thomas Kreutz das letzte Rennen der Saison

Versöhnliches Ende: Timothy Baken – der sicher beste IRRC SSP Pilot 2014 – holte sich zwar nicht Titel, gewann aber vor Marek Červený und Thomas Kreutz das letzte Rennen der Saison

 

Das in der IRRC auch im Mittelfeld um jeden Meter gekämpft wird, zeigte der engste Zieleinlauf des Wochenendes, der ebenfalls im zweiten Supersport Lauf zu verzeichnen war. Marcel Zuurbier (NL), der nach seinem schweren Unfall zum Saisonauftakt in Hengelo endlich wieder in der IRRC an den Start ging, bot sich über die gesamte Renndistanz einen ansehnlichen Schlagabtausch mit Daryl Dörlich (D). Nachdem die beiden Yamaha Piloten sich 10 Runden lang immer wieder überholt hatten, presste sich Zuurbier in der letzten Kurve ein letztes Mal an Dörlich vorbei, hatte nun aber die schlechtere Linie für den finalen Sprint zur Ziellinie. Der junge Deutsche konnte Zuurbier bis zum Zielstrich doch noch Ausbeschleunigen und am Ende trennte ihn die Winzigkeit von 0,046 Sekunden Vorsprung vor dem rekonvaleszenten Holländer und sicherte ihm so den zwölften Platz.

 

Abschlussfahrt

Auch das letzte IRRC Superbike Rennen 2014 wurde zur Fredriks-Grams-Show. Wie schon in den beiden Superbike Rennen zuvor war es Johan Fredriks, der ab dem ersten Meter Hartgas fuhr und direkt die Führung übernahm. Aber auch Jochem van den Hoek hatte wieder einen bomben Start und bog mit seiner R1 als Zweiter wieder auf die Zielgerade, dicht gefolgt von Didier Grams, Matti Seidel und Michael Dunlop.

 

Jochem van den Hoek (#88) vor Didier Grams (#226) und Matti Seidel (#222)

Jochem van den Hoek (#88) vor Didier Grams (#226) und Matti Seidel (#222)

 

Nun hatte er aber der Leistung der BMW mit der 226 nichts mehr entgegenzusetzen und das gewohnte Katz und Maus Spiel zwischen Frederiks und Grams begann erneut. Dass die R1 aber auch auf so einem Highspeedkurs wie Frohburg mit den BMWs mithalten kann, bewies van den Hoek in den folgenden Runden, in denen er sich immer wieder gegen den Deutschen und dem berühmten Iren durchsetzen konnte. Am Ende sollte es aber doch nicht ganz fürs Podest reichen. Dunlop fiel zwar Runde acht erneut mit technischem Defekt aus, kurz vor Schluss wurde van den Hoek dann aber doch noch von Seidel geschnappt und auf den vierten Platz verwiesen.

 

Das letzte Podium 2014: Johan Fredriks, Didier Grams, Matti Seidel (v.l.n.r.)

Das letzte Podium 2014: Johan Fredriks, Didier Grams, Matti Seidel (v.l.n.r.)

 

Der letzte Akt

Perfekte Bedingungen, spannende Rennen und großartige Fans – Das letzte IRRC Wochenende hätte wohl besser nicht sein können und war der krönende Abschluss für eine unglaubliche Saison, die für Fahrer, Teams und Familien wirklich alle Facetten des Road Racing bereithielt. Zu guter Letzt durften sich unsere Helden der International Road Racing Championship auch noch mit DEM Road Racer schlechthin messen. Und selbst wenn es viele anders erwartet haben: auch ein Michael Dunlop startet nicht einfach mal eben in der IRRC und fährt alles in Grund und Boden. Für die Fans vor Ort war das aber sowieso zweitrangig. Egal, ob vor dem Zelt des Penz13.com-Teams oder bei der Siegerehrung, der gute Michael war wirklich ununterbrochen von Autogramm- oder Fotojägern umgeben, die ihr kleines Stück vom 11fachen TT-Sieger abhaben wollten.

 

Michael Dunlop: Guckt oft grimmig, ist aber eigentlich immer freundlich

Michael Dunlop: Guckt oft grimmig, ist aber eigentlich immer freundlich

 

Ach ja, seinem Ruf als König des Road Racing ist er dann doch noch nachgekommen. Im letzten Superbike Open Rennen am frühen Sonntagabend schnappte er sich nicht nur den letzten Sieg des Wochenendes, sondern auch noch den Rundenrekord in Frohburg. Den eigenen Erwartungen musste er dann wohl doch noch gerecht werden.

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