Ups und Downs in Hockenheim

Der Lauf zum IDM Saisonfinale in Hockenheim geriet für mich, trotz topfebener Strecke, zur Berg- und Talfahrt – zumindest emotional.

Nachdem mein erster IDM-Einsatz 2010 im Boot von „Mr. Sidecar“ Horst-Maria Kowalski am Schleizer Dreieck mit dem Verpassen der Qualifikationszeit verfrüht beendet war, reiste ich Freitagmittag mit eher gemischten Gefühlen nach Hockenheim. Zwar ergab sich beim Zschorlauer Dreieckrennen am letzten Augustwochenende noch einmal eine Trainingsmöglichkeit, in Anbetracht des hochkarätigen Starterfeldes zum Saisonabschluss hatte ich dennoch so meine Zweifel, ob wir es diesmal schaffen sollten, uns für das Rennen zu qualifizieren.

Und das ungute Gefühl war durchaus berechtigt. Als wäre das Starterfeld der IDM nicht schnell genug, waren mit Pekka Päivärinta und Adolf Hänni auch noch die frisch gebackenen Seitenwagen-Weltmeister mit von der Partie.

Creme de la Creme am HHR: Hänni/Päivärinta hinter Schlosser/Hofer

Creme de la Creme am HHR: Hänni/Päivärinta hinter Schlosser/Hofer

Zu meiner Überraschung begann das Wochenende dann aber doch erstaunlich gut. Wir drehten im Freien Training ein paar lockere Runde und trotz einiger heftiger Verbremser, fühlte ich mich erstaunlich wohl. Bis zum Donnerstagabend hatte ein Porsche-Renntraining dem Hockenheimer Asphalt so ziemlich jeden Grip geraubt und die IDM-Anbindung so in einen schwer berechenbaren Schleuderkurs verwandelt. Gegen Ende der Trainingssession lief es dann aber schon ziemlich rund und meine anfängliche Anspannung wich freudiger Erwartung.

Nach dem Training besuchten  mich dann zum ersten Mal an diesem Wochenende Bazi, Janosch und Helge, die ihre Eintrittskarten als Leckerli beim Kauf ihrer neuen S 1000 RR erhielten. Nach kurzem Plausch musste ich mich dann noch etwa der Nachbereitung des Trainings widmen, jedoch nicht ohne mich vorher mit den Jungs zum Grillen zu verabreden.

Den Abend verbrachte ich also abseits des Teams, bei ein paar kühlen Bierchen und lecker Steaks auf dem Campingplatz. Hier traf ich dann auch noch den guten Klaus „McMaster“, für den der IDM-Lauf am HHR ja schon fast zu Traditionsveranstaltung geworden ist.

Was sich am Freitag noch so entspannt anging, löste sich am Samstagmorgen dann im Handumdrehen wieder in Wohlgefallen auf. Aus einem „Wir-entlüften-noch-eben-mal-schnell-die-Bremsen“ wurde eine mittelschwere Schrauberorgie, die uns fast das gesamte erste Qualifying kostete. Als wir endlich in die Boxengasse rollten, blieben uns noch knappe 4 Minuten bis zum Ende der Trainings-Session. Das Ergebnis war natürlich entsprechend. Über eine 1:57,687 und damit 6,5 Sekunde auf die Qualifikationshürde kamen wir nicht hinaus. Na Mahlzeit. Mein Optimismus vom Freitag schwand dahin. Aber uns blieb ja noch das zweite Qualifying am Nachmittag.

Ich verbrachte den Mittag mit Müßiggang und versuchte meine Kräfte für die entscheidenden Runden zu sammeln. Und diesmal schafften wir es auch rechtzeitig zum Vorstart. Mein Optimismus ließ aber immer noch zu wünschen übrig. Doch alles Grübeln nutzte nichts, wir mussten ja irgendwo zwischen Sachskurve und Mercedestribüne die Kleinigkeit von 6,5 Sekunde finden. Also raus auf die Strecke und versuchen, was geht!

Die Bedingungen hätten besser nicht sein können. Sonnenschein, 20 Grad und inzwischen hatte der Asphalt auch reichlich Grip. Selbigen ließ jetzt allerdings unser Hinterreifen vermissen. Es war zum Verzweifeln. Anfangs dachte ich, ich bring nicht genug Gewicht auf das Hinterrad, doch so sehr ich auch turnte, es half einfach nichts. Am Kurvenausgang ging es eher quer, als mit vollen Segeln geradeaus. Hinter wem wir auch in der Kurve unterwegs waren, ging es ans Beschleunigen, zogen sie uns erbarmungslos davon.

Nach sieben Runden fuhren wir an die Box, um einen Blick auf den Zeitenmonitor zu werfen. Dort flimmerte hinter unserer Startnummer eine 1:52,8xx. Das war zwar knapp 5 Sekunden schneller als am Vormittag, aber auf die Quali-Zeit fehlten uns noch weitere 1,6. Sch**ße!

Mit vollem Körpereinsatz...

Mit vollem Körpereinsatz...

...auf der Suche nach den fehlenden Sekunden

Also wieder raus, einen letzten Versuch starten. Da ich bei einem unserer Hinterradrutscher fast vom Mopped gefallen wäre und ich mich gerade noch mit Links abfangen konnte, fiel mir zwar schon jetzt schier der Arm ab, aber die verdammte Zeit musste doch zu knacken sein!

Und in den folgenden Runden fühlten sich dann auch schneller an. Trotz schwindender Kräfte gelang es uns, in jeder Runde noch einen Zahn zuzulegen. Tief in mir keimte doch wieder die Hoffnung, am Sonntag gemeinsam mit den Weltmeistern in einem Rennen starten zu können. Die Hoffnung währte allerdings nur genau eine Runde. In unserem vorletzten Umlauf war mir bei der Einfahrt ins Motodrom ein leises Rassel aufgefallen. Gute 3,6 Kilometer später war aus dem leisen Rasseln ein ungesundes Klappern geworden und ich gab Horst durch Klopfen auf die Verkleidung zu verstehen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Im Bummeltempo ging es zurück an die Box. Nachdem ich kurz erklärt hatte, wieso ich die Runde abbrechen musste, führte mich mein erster Weg natürlich zum Zeitenmonitor. Und tatsächlich, wir hatten es geschafft! Ganz unten auf der Seite leuchtet wohlgesinnt eine 1,49:687. Irgendwie fühlte ich mich weltmeisterlich!

Aber auch dieses Gefühl sollte nicht lange anhalten. Während meiner Abwesenheit hatten sich Horst und unser Mechaniker Klaus einer ersten Fehleranalyse gewidmet. Beide tippten auf einen Motorschaden. Na Mahlzeit. Freud und Leid liegen manchmal doch sehr eng beieinander. Wir fuhren zurück ins Fahrerlager. Hier machte Markus Schlosser, seines Zeichens frisch gekrönter deutscher Meister und begnadeter Motorradmechaniker, aus einem unguten Gefühl traurige Gewissheit. Seine Diagnose: Lagerschaden. Der Todesstoß für unseren Traum vom IDM-Finale. Wir hatten zwar einen Ersatzmotor dabei, doch dieser war noch nicht für die geänderten Anschlüsse der Ölkühlung vorbereitet. Eine Umbaumaßnahme, die am Samstagabend im Fahrerlager nicht mehr zu bewerkstelligen war.

Und wieder war ein Rennwochenende vorzeitig zu Ende. Da wir nur eine Woche später beim letzte Lauf zu Int. Sidecar Trophy im thüringischen Frohburg teilnehmen wollten und daher kaum Zeit zur Reparatur des Motorrad bleiben sollte, begannen wir noch am Samstagabend mit dem Abbau und verließen bereits am Sonntagvormittag das Fahrerlager. Ich hoffe, wir schaffen es wenigstens am letzten Motorsportwochenende der Saison 2010, ein paar schnelle Runden unter Rennbedingungen zu drehen. Ich werde natürlich berichten…

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.