Tuningmaßnahmen mit Mehrwert

Most hat es offenbart – ich bin eine Pussy. Eine Lusche. Eine absolute Luftpumpe. Und das nicht nur, wie schon befürchtet, beim harten Ankern, frühen Gasgeben, in langsamen Schikanen sowie sauschnellen Ecken – sondern vor allem konditionell.

Diese Erkenntnis ist natürlich schmerzhaft. Besonders dann, wenn man sich in den letzten zehn Jahren, von seiner körperlichen Erscheinung her, kaum verändert hat. Kein Bierbauch, keine schlaffen und mitwinkenden Oberarme, nur die Fitness ist irgendwann mal Flöten gegangen.

Beruhigend ist wiederum, dass ich mit meiner „schlechten“ Verfassung wohl nicht ganz alleine bin. Der heiße Samstagmorgen in Most war sicher ein Indiz hierfür. In den ersten 3 Turns bis zur Mittagspause wurden mehr Motorräder zerlegt, als in den beiden vorangegangen Tagen zusammen.

Gewiss, sicher spielten bei dem ein oder anderen auch Übermut oder schlechtes Material (wie z.B. Straßenreifen) eine wichtige Rolle. Aber ich wage zu behaupten, dass die Mehrzahl der Kiesbettausflüge durch mangelnde Konzentration infolge schlechter Kondition verursacht wurde.

Bereits in Most war daher klar – Es muss sich etwas ändern. Und zwar am Besten gestern!

Wie so oft nach dieser Art Erkenntnis, folgte eine Phase höchster Motivation. Also habe ich in den Wochen nach der Rückkehr meine Laufschuhe geschnürt, um nach faulen Monaten wieder meine Haus- und Hofstrecke unter die Sohlen zu nehmen. Aber es kam, wie es kommen musste. Die erste Woche lief es noch ganz gut, die Woche darauf war auch noch OK, aber danach war wieder alles beim Alten. Der Job, die Freunde, Würstchen und Bier waren sehr schnell wieder wichtiger, als das noch ferne nächste Renntraining.

Und es stört mich noch was an der Geschichte: Mein Programm aus Laufen, Liegestütze und willenlosen Hantelübungen ist mir zu unspezifisch. Es wäre doch schön, wenn es ein kleines Konditionsprogramm speziell für Motorradfahrer gäbe…

Anforderungen

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie solch ein Training am Besten auszusehen hat. Im Idealfall will man gute Rundenzeiten beziehungsweise Freude am Fahren ja den ganzen Tag abrufen können und nicht wie ich, bereits nach der Mittagspause total apathisch durch das Fahrerlager irren oder wie ausgesetzt und mit leerem Blick am Motorradtreff stehen. Das Erreichen einer gewissen Grundkondition sollte daher das Hauptziel des Fitnessprogramms sein.

Darüber hinaus wäre es natürlich wünschenswert, wenn sich nicht nur die Ausdauer verbesserte, sondern speziell die motorradrelevanten Körperpartien, wie Oberschenkel, Nacken und Arme sowie die Bauchmuskulatur trainiert würden.

Und zu guter Letzt sollen die Übungen zeitlich sehr flexibel und ohne großen Materialaufwand durchgeführt werden können. Man muss zum Beispiel auch auf Geschäftsreisen Trainieren können, ohne erst lange das nächste Fitnessstudio suchen zu müssen. Viel mehr als ein paar Turnschuhe sollte man idealer Weise also nicht benötigen.

Den Wunsch nach einem Astralkörper lasse ich an dieser Stelle besser weg, sonst wird das Ganze schon zu Beginn genauso unglaubwürdig, wie die „In-4-Wochen-zum-Waschbärbauch“-Artikel in den einschlägigen Männermagazinen. Nichtsdestotrotz würde ich meine Anforderungen an das Workout als recht hoch zu bezeichnen.

Da ich mich bisher  noch nicht weiter Trainingsmethoden beschäftigt habe und natürlich auch kein Zweitstudium daraus machen möchte, musste zur Umsetzung meiner Ideen natürlich professionelle Hilfe her. Und so habe ich mir mit Philip Suchanek einen studierten Sportwissenschaftler ins Boot geholt, der bereits ausgeprägte Erfahrung im Bereich Personal-Training und individuelle Trainingsmethoden gesammelt hat. Bereits nach dem ersten Treffen war klar, dass meine Vorstellungen doch nicht so utopisch waren, wie ich anfangs befürchtet habe und so wollen wir hier in den nächsten Wochen ein einfaches aber brauchbares Übungsprogramm für den ambitionierten Motorradfahrer und Rennstreckenausflügler vorstellen und Euch so Stück für Stück einen kleinen Trainingsleitfaden an die Hand geben. Mit dessen Hilfe werdet ihr sicher nicht in die erste Liga der Hobby-Racer vorstoßen können. Aber es wird Euch hoffentlich dabei helfen, den Fahrspaß und vor allem die Sicherheit beim sportlichen Motorradfahren zu erhöhen.

Und da die ganze Angelegenheit nicht nur als Theorieseminar gedacht ist, werde ich natürlich für Euch die beschrieben Übungen im Selbstversuch testen und hier meinen Kampf gegen den inneren Schweinehund schonungslos dokumentieren.

Bevor es aber richtig losgeht, konzentriere ich mich erst noch mal eine Woche auf Job, Freunde, Fleisch und, na ja, Ihr wisst schon…

Ambitionierte Grüße,

Euer Michel

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