Kiwi statt Weihnachtsgans

Während für das durchschnittliche Otto-Normalverbraucher-Arbeitsbienchen die Vorweihnachtszeit dank Christkindlsmarkt und Glühwein zu den Highlights des Jahres gehört, bricht spätestens Ende November für alle Racing-Infizierten und Petrolheads die schwere Zeit an. Das Renneisen schlummert in der Garage der nächsten Saison entgegen, das MotoGP-Finale in Valencia ist kaum noch mehr als eine vage Erinnerung und auch das letzte große Road Racing Event in Macau war nur noch ein letztes Aufbäumen, bevor man endgültig in seine alljährliche Winterdepression verfällt. Doch es gibt Abhilfe.

Auch auf der Südhalbkugel gibt es Rennsportenthusiasten, und auch wenn der Bereich südlich des Äquators nicht wirklich berühmt berüchtigt für Motorsport ist, lohnt sich vor allem zur Weihnachtszeit ein Blick über den Tellerrand und gen Süden. Denn am anderen Ende der Welt gibt es mit der Suzuki Series in Neuseeland eine kleine aber feine Rennserie, die an drei Rennwochenenden im Dezember auf 2 permanenten Strecken (Hampton Downs und Manfeild Autocourse) und auf dem Straßen-Kurs in Whanganui ausgetragen wird. Unbestrittenes Highlight ist das Finale in Whanganui am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem sogenannten Boxing Day. Der Cemetry Circuit (Friedhof-Kurs), auf dem bereits 1951 das erste Mal ein Rennen ausgetragen wurde, führt in typischen Roadracing-Marnier mitten durch den Ort und hält mit Zäunen, Bahnschienen und schlechtem Fahrbahnbelag alles parat, was Straßenrennen spektakulär macht:

 

Anders als der Name aufgrund des Hauptsponsors vielleicht vermuten lässt, handelt es sich bei der Suzuki Series um eine markenoffene Rennserie, die inzwischen weit über die Grenzen Neuseelands hinaus bekannt ist und regelmäßig Stars der Szene anlockt. Einer der Bekanntesten ist wohl Tausendsassa Guy Martin, der hier in den beiden vorangegangen Jahren an den Start ging.

Für 2015 hat sich mit Tim Reeves wieder ein ganz Großer angekündigt. Der fünffacher Sidecar-Weltmeister und Isle of Man TT-Sieger ist zum ersten Mal in der Serie zu Gast und wird mit Beifahrer Patrick Farrance versuchen, den Einheimischen den Titel bei den Gespannen streitig zu machen.

Dass auch ausländische Rookies alles andere als chancenlos sind, bewies im letzten Jahr Horst Saiger. Der Wahl-Liechtensteiner konnte 2014 nicht nur das Auftaktrennen der Formula 1 (Superbikes) gewinnen, sondern sicherte sich am Ende auch mit einem 3 Punkte-Vorsprung den Titel der Serie. In diesem Jahr ist der Roadracing-Spezialist wieder mit von der Partie und wird nach seinem hervorragenden achten Platz beim MacauGP sicher alles daran setzen, den Titel wieder mit in die alte Welt zu holen.

Kam, sah und siegte: 2014 konnte sich Horst Saiger gleich im ersten Anlauf den Titel in der Formula One (Superbikes) sichern

Kam, sah und siegte: 2014 konnte sich Horst Saiger gleich im ersten Anlauf den Titel in der Formula One (Superbikes) sichern (Photo: Terry Stevenson)

 

Auch bei den Supersportlern gehen mit Roman Stamm und Thomas Wendel zwei deutschsprachige Fahrer an den Start. Wie Horst Saiger sorgte auch Thomas Wendel (damals noch als Thomas Kreutz) in der Suzuki Series für Aufsehen. Der Kelkheimer ging bereits in den Jahren 2012 und 2013 bei den Supersportlern an den Start und fuhr auf einer geliehenen R6 ebenfalls auf Anhieb um den Titel mit. Die Kiwis adelten ihn darauf hin kurzer Hand mit dem Spitznamen „The Mad German“. Nachdem Wendel, der als Ex IDM Fahrer und Starter in der International Road Racing Championship (IRRC) ebenfalls sehr viel Erfahrung auf unterschiedlichsten Strecken mitbringt, im Jahr 2014 aus beruflichen Gründen pausieren musste, will er nun endlich nach der Krone in der Formula 2 greifen.

 

IRRC Pilot Thomas Wendel (hier beim IRRC Finale 2014 in Frohburg) geht in diesem Jahr schon zum dritten Mal bei der Suzuki Series an den Start

IRRC Pilot Thomas Wendel (hier beim IRRC Finale 2014 in Frohburg) geht in diesem Jahr schon zum dritten Mal bei der Suzuki Series an den Start

Ist euer Interesse geweckt? Das erste Rennen auf dem 2,7 Kilometer langen Kurs von Hampton Downs gibt es am kommenden Sonntag, den 6. Dezember um 10:40 Uhr (Achtung, das ist am Samstag, den 05.12.15, 22:40 Uhr MEZ!).

Und das Beste: die Veranstaltung könnt ihr per Livestream sogar im heimischen Wohnzimmer verfolgen:

http://www.ctaslive.co.nz/wsSuzukiSeries.aspx

Text: Michael Praschak

Photos: Michael Praschak, Terry Stevenson

 

 

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