Neuer Glanz auf alter Strecke – Die IRRC gastiert auf ehemaligen WM-Kurs

Nachdem das Traditionsrennen im Hafen von Oostende (BE) der Stadtentwicklung zum Opfer fiel, wird nach 2011 in diesem Jahr wieder eine „neue“ Rennstrecke in den Kalender des IRRC aufgenommen. Diesmal geht es hoch in den Norden, nach Finnland um genau zu sein. Und der neue Kurs ist legendär – denn die Strecke ist keine geringere als der ehemalige WM-Kurs von Imatra.

Die Geschichte des Imatranajo

Bis ins Jahr 1982 wurden auf dem Straβenkurs von Imatra 19 Jahre lang Weltmeisterschaftsrennen ausgetragen. Danach wurde die Strecke aufgrund von Reglement-Änderungen und schweren Unfällen aus dem Rennkalender der FIM gestrichen. In den Jahren 1983-1986 gab es noch finnische und Europa-Meisterschaften, die in der südkarelischen Stadt ausgetragen wurden, die später jedoch auf die eigens dafür gebauten Rennstrecken nach Jurva und Virtasalmi verlegt wurden. Nichtsdestotrotz ist das sogenannte IMATRANAJO ist eine der traditionsreichsten Rennveranstaltungen, die es im Motorradsport gibt, denn die Strecke am Ufer des Vuoksi wurde bereits im Jahr 1953 zum ersten Mal als Straβenkurs für ein Motorradrennen genutzt. Mit der Aufnahme des Straβenkurses in den Rennkalender der FIM wurde die Strecke 1964 zum finnischen GrandPrix der Motorrad-Weltmeisterschaft, der heutigen MotoGP. So feierten Berühmtheiten wie Anton Mang (GER), Jarno Saarinen (FIN), Barry Sheene (GB) und Rekord-Weltmeister Giacomo Agostini (ITA) Erfolge in der Motorrad-Weltmeisterschaft unter anderem eben auch hier in Imatra. Seit einigen Jahren werden zweijährig die sogenannten Muistaojo-Veteranenrennen veranstaltet, die einen Teil des alten Glanzes zurückbringen, nicht zuletzt, weil auch ehemalige Fahrer der Motorrad-Weltmeisterschaften immer wieder gerne zu den Rennen nach Imatra zurückkehren. So geht hier unter anderem die GP-Legende Giacomo Agostini regelmäßig an den Start.

Toni Mang auf seiner Kawasaki KR250 in Imatra während eines WM-Rennens.

Toni Mang auf seiner Kawasaki KR250 in Imatra während eines WM-Rennens.

Der Strecke wurde jedoch nicht nur Ruhm zuteil, auch groβe Dramen spielten sich hier ab. Nach mehreren schweren Unfällen in den ersten Jahren als GrandPrix-Kurs wurde die Streckenführung 1979 geändert, was die Gefahren aber nicht wirklich bannen konnte. So ist unter anderem der schwere Unfall des Gespann-Weltmeisters des Jahr 1980, Jock Taylor, der 1982 beim WM-Lauf in Imatra sein Leben ließ, einer der Gründe, warum das Rennen schlussendlich aus dem Weltmeisterschafts-Kalender der FIM gestrichen wurde.

Der IMK

Wie kam es nun aber dazu, dass die IRRC in diesem Jahr mit dem hiesigen Motorrad-Club IMK (Imatran Mottoorikerho r.y.) zusammenarbeitet und ein Rennen in Imatra austrägt? Mit Juha Kallio nahm im Jahr 2013 nach fast 2 Jahrzehnten wieder ein Finne an der Isle of Man TT teil und das IMK Mitglied erkannte dort, „was für eine tolle Sache Straßenrennen sind“. Dies führte zu seinem Wunsch „das Imatranajo wieder in seine Heimatstadt zurück zu holen“, sagt der 31-jährige, der übrigens auch das Plakat der diesjährigen Veranstaltung ziert.

Der bereits im Jahr 1937 gegründete IMK konnte sich noch nie über Nachwuchssorgen oder mangelndes Engagement seiner Mitglieder beschweren. So auch in diesem Jahr nicht. Alle Clubangehörigen möchten das Rennwochenende für Fahrer und Zuschauer zu einem unvergesslichen Erlebnis machen und stecken ihre gesamte Energie in die Vorbereitung der Veranstaltung,

Der finnische Road Racer Juha Kallio brachte nicht nur die Wiederbelebung des Imatranajo ins Rollen, sondern schmückt auch das Plakat zur Neuauflage des Klassikers

Der finnische Road Racer Juha Kallio brachte nicht nur die Wiederbelebung des Imatranajo ins Rollen, sondern schmückt auch das Plakat zur Neuauflage des Klassikers

Zusammenarbeit in Imatra

Doch der Motorradclub steht mit seiner Begeisterung für das Motorradrennen unter der Flagge des IRRC nicht alleine da. Die Stadtverwaltung und auch die Einwohner Imatras freuen sich über das Wiederaufleben ihres geliebten Straβenrennens und arbeiten alle kräftig an der Realisierung des Vorhabens mit.

Die Stadt hat ca. 400.000 € zur Ausbesserung von Straβen und Absicherung von Gefahrenstellen bewilligt. Die Bauarbeiten gehen gut voran und werden bis August fertiggestellt sein. „Die Stadt verpflichtet sich, die Voraussetzungen für ein sicheres Rennen zu schaffen“, sagt Lassi Nurmi, Architekt und Ingenieur der Stadtverwaltung. Das soll aber nicht heiβen, dass die Strecke ihren Reiz verliert. Die Strecke von Imatra war schon immer eine der anspruchvollsten Straβenkurse im internationalen Rennsports und wartet zum Beispiel auch mit ungewöhnlichen Hindernissen wie Bahnschienen auf. Daran wird sich auch in diesem Jahr nichts ändern. Es gibt nach wie vor genug Herausforderungen, um Fahrern und Zuschauern einen spannenden Wettbewerb zu garantieren. Doch nicht nur finanziell, sondern auch mit Herzensblut stehen Stadtverwaltung und Einwohner hinter dem Vorhaben, das Imatranajo wieder auf die internationale Motorrad-Bühne zurück zu holen. Neben der Planung und Vorbereitung eines abwechslungsreichen Rahmenprogramms, werden Betten und Zimmer hergerichtet, um allen Fahrern, Teams und Zuschauern Unterkunft zu bieten. Bei den damaligen Weltmeisterschaftsrennen wurden Zuschauerzahlen von durchschnittlich 50.000 erreicht, der Zuschauerrekord im Jahr 1973 lag bei etwas mehr als 54.000 Motorradfans. Auch wenn das Rennen heute keinen Weltmeisterschaftsstatus mehr hat, bei den Veteranentreffen in den letzten Jahren wurden immer ca. 20.000 Zuschauer gezählt. Dieses Jahr rechnen Organisatoren und die Stadtverwaltung damit, wieder um die 50.000 Zuschauer in der Kleinstadt nahe der russischen Grenze begrüßen zu dürfen.

Nelli Makkonen, Marko Heija (IMK) & Sponsorin, Quelle: LK Suomi

Nelli Makkonen, Marko Heija (IMK) zu Besuch bei einer Sponsorin.

Übernachtungsmöglichkeiten

Die Unterbringung der Anreisenden aus In- und Ausland wird aber auch trotz der zusätzlichen 30.000 Besucher kein Problem darstellen. Die Region am Saimaa-See ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus ganz Europa und ist daher, dank einer Vielzahl von Hotels und Resorts mit Ferienhausanlagen, bestens vorbereitet. Neben privaten airbnb-Angeboten wird es zudem auch noch ein Pop-Up Hotel auf dem Campus Imatra der Saimaa University of Applied Sciences geben. Hier kann man für 30 €/Nacht in Mehrbett-Zimmern günstig unterkommen. Die Einwohner Imatras, die schon die WM-Rennen verfolgten, erzählen auch immer wieder mit einem Lächeln im Gesicht von den unzähligen Zelten, die damals die Ufer des Vuoksi säumten. Auch für das IRRC Event geht man davon aus, dass viele Fans mit dem Zelt anreisen werden. In Finnland hat auch heutzutage noch Jedermann das Recht, seine Zelte auch abseits von Campingplätzen aufzuschlagen. Sollte man sich für „Wild-Campen“ entscheiden, muss man nur vorher sichergehen, dass auf der Fläche Camping nicht ausdrücklich untersagt ist und dass man sich respektvoll gegenüber der Natur verhält. (Anmerk. d. Autorin.: hier ist es tatsächlich überall wunderschön grün und es wäre eine Schande, diesem gastfreundlichen Volk eine verwüstete Umwelt zurück zu lassen.)

Party

Kommen wir aber nun zum Rahmenprogramm und den Angeboten für Zuschauer und Teams rund um das Rennen: Am 19. und 20. August 2016 wird es für alle, die möchten, eine groβe Party am Ufer des Vuoksi geben. Geplant ist die PitStop Party bereits und neben finnischen Stars werden sich auch internationale Berühmtheiten ein Stelldichein geben. So wird unter anderem die seit den 1970ern bekannte britische Rockband „Dr. Feelgood“ im Rahmen der Veranstaltung auftreten. Auf dem Festivalgelände wird sich etwas für jeden Musikgeschmack finden. Wer nicht so auf britischen Rock steht, kann sich von dem Finnen „Jukka Poika“ mit Reggae-Sound verwöhnen lassen, oder wer es etwas poppiger mag, für den ist vielleicht  „Sabrina Salerno“, die ebenfalls schon langjährig erfolgreiche Dance-Pop-Sängerin aus Italien, das Highlight des Abends. Zudem werden bekannte finnische Gruppen auftreten, wie die in Finnland bekannte und beliebte Band Osmo‘s Cosmos, die teilweise selbst geschriebene und teilweise gecoverte Stücke internationaler Bands zum Besten geben wird. Weitere Stars und Sternchen, die am Rennwochenende auf der Bühne stehen werden, sind Eppu Normaali, Stig, Kalle Päätalo, Juustopäät und Francine. Um das Ganze abzurunden, wird neben den Live-Bands auch ein DJ für die musikalische Untermalung des Rennwochenendes sorgen.

Heisse Kurven – Sexy Girls

Wie es sich für ein ordentliches Motorrad-Rennen gehört, wird es beim IMATRANAJO auch Grid Girls geben, die Fahrer und Publikum am Rennwochenende verzücken werden. Die Leser der hiesigen Tageszeitung „Imatralainen“ haben das IMATRANAJO Grid Girl des Jahres 2016 bereits gewählt. Die 18-jährige Nelli Makkonen hat das Rennen für sich entschieden und wird bei der Siegerehrung die Champagnerdusche übernehmen. Nelli wird am Wochenende des IMATRANAJO vom 19.-21.08.2016 zusammen mit ihren Grid Girl-Kolleginnen rund um die Rennstrecke zu finden sein. Samstag und Sonntag wird sie zusätzlich noch prominente Unterstützung bekommen: Die amtierende Miss Finland, Viivi Pumpanen hat ihr Kommen angekündigt und freut sich darauf, gemeinsam mit den Grid Girls am Samstagabend die PitStop-Party zu besuchen und Samstag und Sonntag tagsüber auch Fahrer und Fans rund um den Wettbewerb auf Touren zu bringen.

Grid Girl Nelli Makkonen macht auch auf jedem Zweirad eine gute Figur. Hier während eines Fototermins bei einem Sponsor. Quelle: LK Suomi

Grid Girl Nelli Makkonen macht auch auf jedem Zweirad eine gute Figur. Hier während eines Fototermins bei einem Sponsor.

Luxus und finnische Kultur für Teams und Fahrer

Schon immer haben Teilnehmer und Fans der IMATRANAJO Rennen die finnische Kultur und Gastfreundschaft der Kleinstadt Imatra gelobt. In diesem Jahr gibt es für die aktiven Teilnehmer des Rennens einen ganz besonderen finnischen Leckerbissen: Letzte Woche wurde bestätigt, dass im Bereich der Boxengasse eine „Sauna im Fass“ auf einem, im Fluss Vuoksi treibenden, Steg aufgestellt wird, die Fahrer und Teams gerne besuchen können. Zum Abkühlen nach dem Saunagang springt man einfach in den Fluss, das Wasser ist klar und sauber, und den angekündigten Temperaturen für August nach zu urteilen, wird sich keiner zweimal bitten lassen, dies zu tun. Für alle anderen, die diese Art der finnischen Saunakultur mal kennenlernen möchten, empfehlen wir das Saunaboot, das vom Fishing Park Imatra auf dem Fluss Vuoksi startet. Hier kann man sich ebenfalls nach dem Saunagang in den kühlen Fluten des Vuoksi abkühlen und das ein- oder andere Bier beim Barbecue auf dem Boot geniessen.

Programmplanung

In knapp sechs Wochen ist es so weit und ab dem 19.08.2016 wird es ernst in Imatra. Der IMK hat den vorläufigen Terminplan herausgegeben und ein Blick darauf verspricht ein kurzweiliges Wochenende. Die Strecke wird am Freitag, 19.08.2016 ab 16:45 Uhr für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Das erste Training beginnt um 17:15 Uhr für die Open 600 Klasse, anschliessend dürfen sich die Fahrer der Open 1000 und Lightweight ein Bild von den Verhältnissen auf der Strecke machen. Alle drei Klassen haben dazu jeweils 15 min. Zeit, bevor es für die IRRC Fahrer an den Strart zum ersten Training geht. Ab 18:30 Uhr sind die Supersportler auf der Piste und nach 20 Minuten Trainingszeit sind die Superbikes ebenfalls für 20 min. dazu eingeladen, sich das erste Mal mit der Strecke vertraut zu machen. Den Abschluss der ersten Zeitnahme am Freitag machen die Sidecars ab 19:30 Uhr, bevor die Strecke um ca. 20:15 h wieder für den öffentlichen Verkehr freigegeben wird.

Die Boxengasse in Imatra während des WM-Rennens 1979.

Die Boxengasse in Imatra während des WM-Rennens 1979.

Am Samstag, den 20.08.2016, startet die 2. Zeitnahme für die IRRC Supersport Klasse um 10:00 Uhr, anschlieβend sind die Superbike-Fahrer für 20 min. auf der Strecke unterwegs. Dann geht es auch schon an den Start für die Zeitnahme der Lightweight Fahrer, gefolgt von der 2. Zeitnahme der Sidecars. Nach der Mittagspause, geht es um 13:00 h weiter mit der 3. Zeitnahme der IRRC Fahrer, in der gleichen Reihenfolge wie auch am Vormittag schon, erst die SSP-Fahrer, anschlieβend die SBK-Fahrer. Während diese die letzten Einstellungen vor ihrem ersten Renn-Durchlauf um 16:00 h vornehmen, treten ab 14:00 h für eine halbe Stunde die Sidecar-Teams zur 3. Zeitnahme a. Anschließend haben die Open 600 und die Open 1000 Fahrer die Strecke für ihr Qualifying für jeweils 20 min. zur Verfügung.

Richtig ernst wird es für die IRRC SSP Fahrer und Team schon am Nachmittag des selben Tages, denn das erste Rennen wird hier schon am Samstag um 16:00 Uhr gestartet. Direkt danach geht es für die Fahrer der IRRC  SBK Klasse ins erste 10 Runden Rennen, bevor die Sidecars ab 17:20 Uhr den  ersten Renntag abschließen.

Am Rennsonntag beginnt das Programm um 13:00 Uhr, nachdem alle Maschinen nochmals technisch durchgecheckt und abgenommen wurden. Den Auftakt übernimmt die Open 600er Klasse, gefolgt von den Lightweight-Fahrern und der Superbike Open. In diesen Klassen findet jeweils nur ein Rennen über 10 Runden statt, bevor um  15:00 Uhr das zweite Mal für die Teilnehmer der IRRC SSP-Klasse für 10 Runden auf die Bahn geht. Nach ihnen sind dann zunächst die Sidecars an der Reihe, die auch für 10 Runden die Rennstrecke für sich beanspruchen dürfen.

Das große Finale übernimmt dann die SBK-Klasse des IRRC. Um 16:20 Uhr gehen die Superbikes an den Start und sorgen für ein spannendes Ende des motorsportlichen Wochenendes. Natürlich gibt es anschlieβend noch die Siegerehrung mit Hilfe unserer Grid Girls und der amtierenden Miss Finland Viivi, die zusammen mit Nelli die Preise überreichen darf.

Den kompletten Zeitplan, Infos zu den Grid Girls, den Veranstaltungen rund ums Rennen und Unterkunftsmöglichkeiten sowie zur Geschichte des IMATRANAJO gibt es auf der deutschen Facebook-Seite und auf der deutschen Website der Veranstaltung. Hier gibt es auch einen Link zur Ticketbestellung über „Ticketmaster.fi“: http://www.imk.fi/2016/de/.

Text: Laura Keren Fotos: IMK r.y. (2), LK Suomi (2)

 

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.