Ausprobiert: Drift Ghost X Action Cam

Welcher filmende Motorradfahrer kennt das nicht: Man ist noch nicht lange unterwegs, da steht schon eine Pause an, um das erste Mal den Akku der Action-Cam zu wechseln oder dem kleinen Begleiter mittels Powerbank etwas zusätzlichen Saft zu einzuflößen. Will man auf einer Tour wirklich jeden gefahrenen Kilometer und jede erlebte Situation festhalten, muss man hinterher sein, um den vorzeitigen Ausfall der Action-Cam aufgrund Energieverlust zu vermeiden.

Aber auch Rennstreckenfahrer kennen das Problem gut. Nach einem anstrengenden Turn mit spannenden Zweikämpfen vergisst man im Adrenalinrausch schnell, nach der Rückkehr in die Box nicht nur die Reifenwärmer wieder aufzuziehen, sondern auch die Kamera auszuschalten. Steht dann eine Stunde später der nächste Turn an, ist oft nicht nur die Speicherkarte voll, sondern auch der Akku leer. Während sich SD-Karten noch recht schnell wechseln oder leeren lassen, stellt der kraftlose Akku in der Regel ein deutlich größeres Problem dar, vor allem dann, wenn man gleich mehrere Kameras montiert hat. Wie schön wäre es da, wenn die Action Cam einfach den ganzen Tagen durchhalten würde. Keinen ganzen Tag, aber bis zu fünf Stunden Laufleistung verspricht nun Drift Innovation für die neue Ghost X.

Die Ghost X ist wasserdicht und kommt ohne Gehäuse aus. Ein externes Mikro kann über den mitgelieferten Mini-USB-Adapter angeschlossen werden. Eine POV-Montage am Kinnteil des Helms ist bauartbedingt aber nicht möglich.

Klein, schlank und leistungsstark

Obwohl sie mit einem Preis von 149 Euro genau 200 Euro günstiger ist, gleicht der jüngste Spross der Drift Kamera Familie dem Premium-Modell Ghost 4K (349,-  €)  optisch wie ein Ei dem anderen. Einzig die grauen statt schwarzen Knöpfe identifizieren die Ghost X als das günstigere Modell. Und ein Blick ins Datenblatt verrät, das Abmessungen (LxBxH: 82,2 x 31,4 x 43 mm) und Gewicht (120 Gramm) identisch sind. Auch ausstattungsseitig bringt die sie Features der Ghost 4K mit. So besitzt die Ghost X ebenfalls das wasserdichte Gehäuse sowie den wechsel- und erweiterbaren, außenliegenden Zusatzakku.

Wie alle Kameras aus dem Hause Drift verfügt die Ghost X über einen um 360° drehbaren Halte-Clip und eine um 330° drehbare Linse. Diese sind vor allem bei der Montage an Motorrad oder Helm extrem praktisch, da die Blickrichtung blitzschnell und ohne zusätzliche Teile ausgerichtet werden kann. Ebenfalls hilfreich: das Gewinde der Drift für den drehbare Halte-Clip entspricht dem von klassischen Spiegelreflex- und Digitalkameras, sodass sich die Ghost X problemlos auf jedem Stativ montieren lässt.

Egal, ob am Helm oder am Motorrad – Dank drehbarer Halterung und Linse ist die Kamera schnell perfekt ausgerichtet.

Der günstige Preis bleibt aber nicht ohne Folgen. Während das Top-Modell Ghost 4K Aufnahmen in 4K UHD (3840 X 2160) mit bis zu 30 FPS und sogar 120 FPS im FullHD-Modus ermöglicht, schafft die Generation X bei einer maximalen Auflösung von 1920×1080 nur 30 FPS. Ebenfalls nicht mit an Bord ist der Stabilisator und auch auf die Fernbedienung muss man verzichten.

Im Fotomodus herrscht dann aber wieder Gleichstand. Zumindest fast. Hier gelingen Schnappschüsse und Serienaufnahmen mit bis zu 12 Megapixel. Während des Tests konnte die Kamera bei guten Lichtverhältnissen mit solider Bildqualität überzeugen. Als Spaßbremse hat sich hier aber die maximale Größe des Sichtfeld erwiesen. Dieses lässt sich zwar stufenweise einstellen (90° / 115° / 140°), für optimale Moto-Selfies reichen die 140° in Kombination mit Dem Drift Selfie-Stick aber nicht ganz aus. Trostpflaster an der Geschichte – die Ghost X kann Filmen und Fotografieren gleichzeitig, wenn auch – im Vergleich zur Ghost 4K – nur in abgespeckter Form. Während die große Schwester über einen eigenen Modus für simultanes Fotografieren verfügt, muss bei Ghost X der Knopf für das WIFI gedrückt werden, um während der Aufnahme auch ein Foto von der Szene zu machen.

Die Bildqualität ist im 12 Megapixel-Modus ordentlich, das Sichtfeld beträgt aber leider maximal 140°

8 Stunden Laufleistung dank Zusatz-Akku

Nun aber zur eigentlichen Paradedisziplin der Ghost X – der Akkulaufzeit. Hier weiß das Einstiegsmodell zu gefallen. Die Kamera hat eine Nennkapazität von insgesamt 2000 mAh, die sich aus den 1500 mAh des internen und 500 mAh des externen Wechselakkus zusammensetzt. Im Test kam die Kamera zwar nicht ganz an die angegeben fünf Stunden Laufleistung heran, mit 257 Minuten (4:17 Stunden) Videomaterial immer Dauerbetrieb liegt sie aber nur gut 14% unterhalb des von Drift angegebenen Werts von 5 Stunden. Dabei hängt die Haltbarkeit des Akkus aber natürlich von der Art des Gebrauchs und der genutzten Features ab.

Im Langzeittest über mehrere Tage mit natürlichem Nutzungsverhalten reduzierte sich die Laufleistung etwas. Nach mehrfachem Ein- und Ausschalten, Film- und Foto-Sessions sowie Bedienung über die Handy-App via den Energiefresser WIFI hatten sich 167 Minuten Filmmaterial sowie 267 Bilder auf der Speicherkarte angesammelt, bis sich die Kamera mit leerem Akku verabschiedete. Wem das nicht reicht, der kann den externen Standard-Akku gegen eine Version mit 1500 mAh tauschen. Mit der Akku-Erweiterung verspricht Drift eine maximale Laufzeit von 8 Stunden und mit 3000 mAh Gesamtkapazität sollten dann auch der WIFI-Dauerbetrieb kein Problem mehr sein.

Familienbande

Apropos WIFI: Ein sehr nützliches Feature der Ghost X, welches aufgrund mangelnder Verfügbarkeit weiterer Ghost X Kameras nicht getestet werden konnte, ist der sogenannte „Clone Mode“. Dabei lassen sich per WIFI bis zu zehn Kameras koppeln und von einem Geräte-Master aus alle Funktionen der verbundenen Kameras gleichzeitig steuern. Wer schon mal ein Motorrad mit mehreren Kameras bestückt hat, um unterschiedliche Perspektiven aufnehmen zu können, weiß, wie hilfreich diese Option sein kann.

Fazit

Für eine Kamera aus dem Einsteiger-Segment macht die Ghost X einen guten Job. Die maximale Auflösung von 1080p bei einer Frame Rate von 30 FPS sind zwar eher Standard, das Gesamtkonzept ist aber überzeugend. Die einfache Bedienbarkeit, das schlanke, wasserfeste Gehäuse mit den großen Tasten sowie Features wie die drehbare Linse, der Clone-Modus und das universelle Stativgewinde machen die Kamera benutzerfreundlich und alltagstauglich. Wenn jetzt noch der Mini-USB-Port durch ein Type-C-Pendant ersetzt wird, bleiben fast keine Wünsche offen.

Praktisch: Der Clone-Mode der Ghost X erlaubt es, bis zu 10 Kameras zu koppeln und über einen Geräte-Master zu steuern.

Flexibel: Wie bei anderen Herstellern gibt es für die Ghost X verschiedene Befestigungsmöglichkeiten wie Saugnapfhalterung, Pivot-Gelenk und Klemmen (Bild).

Universell: Das Gewinde an der Ghost X passt auf alle gängigen Foto-Stative. Unter den kleinen  Abdeckungen befinden sich der Micro-SD-Karten-Slot und der Mini-USB-Eingang. Ein Markierung, was sich hier wo versteckt, wäre hilfreich.

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